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Weihe

Wer man einmal die Gelegenheit hat ins Priesterseminar zu kommen, findet dort einen besonders ehrwürdigen Raum: das Turmzimmer. Darin hängen sie alle, die Bilder der Priesterweihen der letzten gut hundert Jahre. 1939 gab es den wohl stärksten Jahrgang, da waren es 29 Neupriester! Mittlerweile muß man befürchten, dass es in manchen Jahren gar keine Priesterweihe geben wird, vielleicht gerade mal ein oder zwei Neugeweihte die Reihen auffüllen.

Wenn man an Weihe dachte, verband man das lange mit der Priesterweihe. Voraus gingen die niederen Weihen, die mit dem Konzil abgeschafft wurden; dafür entdeckte die Kirche einen Weihegrad wieder, der lange nur als Vorstufe zum Priesteramt galt: den Diakon. Wer einmal bei einer Weiheliturgie dabei sein konnte, ist meist beeindruckt von den Zeichen, mit denen sich die Weihekandidaten im Wesen verändern. Dazu zählen die Weiheversprechen: Ehelosigkeit, Gehorsam, Treue im offiziellen Gebet der Kirche. Der eigentliche Akt, wenn sich die Kandidaten lang hinstrecken vor dem Altar, alle Heiligen angerufen werden als Beistand für das neue Amt, aber gleichzeitig auch die Kirche des Himmels einbezogen wird; dann die Handauflegung des Bischofs und das Weihegebet, endlich dann die ausdeutenden Zeichen: Übergabe von Evangeliar, Kelch, Gewändern. Wenn dann die Gewänder das erstemal angezogen werdenwird bewusst: der Priester handelt nicht aus sich selbst, oder um sich selbst zu verkünden, sondern er wird in Dienst genommen von der Kirche, von Christus und handelt dazu geweiht in ihrem Namen. Bei aller Unzulänglichkeit, so gut wir es zu tun vermögen.

Wir erleben zur Zeit große Veränderungen, was das Weiheamt der Kirche betrifft, auch große Unsicherheiten. Allein auf unserem Gebiet gibt es nur noch einen Priester, wo früher mal zu besten Zeiten 5 waren. Deswegen bleibt uns allen das Gebet um Menschen, die sich in den kirchlichen Berufen, mit oder ohne Weihe, in den Dienst der Kirche, den Dienst Christi stellen lassen und die frohe Botschaft weiter verkünden.